Befreiend ist das Vergeben wenn es authentisch von Herzen kommt. Körperlich fühlt es sich entspannt an, und geistig erweiternd, psychisch nach Wohlwollen. Es ist die Befreiung des Herzens, das sich der Liebe öffnet, und wahre Liebe geben kann. Wie ist das zu erreichen? Warum überhaupt können wir nicht sofort jedem alles vergeben?
Solange wir noch keine perfekten "Engel" sind, hat jeder sein Ego. Das ist ein Ich-Gefühl, ein Persönlichkeitsanteil, der Vorlieben und Abneigungen hat, der wertet und urteilt: Dies ist gut, weil es mir gefällt, und das ist schlecht weil ich es nicht mag. Aber ist diese gut-böse- oder gut-schlecht-Wertung objektiv? Wie sieht es aus "göttlicher" Sicht aus? (Ersetze "göttlich" ggf. durch "übergreifend, umfassend, universell, höherer oder andere ego-freie Begriffe.)
Wir dürfen verstehen, dass alle Wesen - ausnahmslos(!) - nach Glück streben. Auch der Dieb, der mich bestohlen hat, tat das weil er glaubte, sich damit etwas Gutes zu tun. Und wenn man ehrlich in seiner eigenen Vergangenheit kramt, wird jede(r) Worte und Taten finden, bei denen man heute Schuld- oder Schamgefühle spürt, - damals aber nicht! Zu verstehen, wie das psychologisch funktioniert, ist der Schlüssel für wahres Vergeben. Wenn ich verstehe, warum der/die "Böse" so gehandelt hat, weicht der Groll. Liebe wird durch Verstehen möglich. Der schwierige Mensch ist nur deshalb schwierig, weil er mit seinen eigenen Emotionen nicht zurecht kommt. Böse Worte und Taten sind der verzweifelte Versuch, sich von belastenden Emotionen zu befreien und etwas zu erreichen, wovon man sich Glück verspricht. Das ist ein "dummer" Versuch, weil er nicht wirklich zum Glück führt. Aber der arme Täter weiß nichts vom besseren Weg zu einem noch erfüllenderem Glück, die ernstzunehmende Spiritualität und inzwischen auch die moderne Psychologie lehrt. Mit dem Verständnis, dass der Täter (die Täterin) ein armer Wicht ist, der eigentlich mehr Glück wollte, sich aber noch mehr Unglück geschaffen hat, wird Mitgefühl und Verzeihen möglich.
Dabei kann der Schmerz des Verletztseins und vielleicht Wut weiterhin fühlbar sein. Ich brauche aber nicht - wie der Täter - mich von dieser emotionalen Energie leiten lassen um eine leidbringende Handlung zu begehen. Ich kann mich durch Abgrenzung vor erneutem Schmerz schützen. Ein offenes Herz hat auch Liebe für sich selbst. Es ist möglich, gut für sich selbst zu sorgen ohne sein Herz für Andere - wer immer das auch ist - zu verschließen.